Max Reinhardts Musikzimmer
Der Venezianischer Salon war ursprünglich Max Reinhardts Musikzimmer. Er ist mit venezianischen Wandtafeln aus dem 18. Jahrhundert ausgestattet, die Szenen aus der Commedia dell’arte zeigen, einer Theaterform, die Reinhardt besonders bewunderte.
Die Tafeln und Spiegel wurden 1930 im Zuge der Schlossrenovierung aus einem italienischen Palazzo erworben und stehen heute unter Denkmalschutz.
Sogar das vom Arlecchino inspirierte Bodenmuster greift Reinhardts künstlerische Ideen auf, wenngleich er damals aus Kostengründen improvisieren musste und einfache Holzdielen kurzerhand mit einem Teppich überdecken ließ - ganz so wie wir es heute noch tun.
Commedia dell’arte: Theatrale Wurzeln und rebellischer Ansatz
Die Commedia dell’arte entstand im 16. Jahrhundert in Italien. Sie war ein freies, improvisiertes Theater voller Neugier, Satire und Wandlungsfähigkeit. Mit ihren Typenfiguren und markanten Masken machte sie Theater für ein breites Publikum zugänglich und zeigte, dass jeder Mensch die Kraft hat, seine eigene Geschichte zu erzählen.
Bahnbrechend war auch, dass Frauen auftraten und die Commedia dell’arte von einem egalitären Geist geprägt war. Max Reinhardt sah in ihr ein Fundament des modernen Theaters: Schauspiel, Musik, Bewegung und Bühnenbild verbanden sich zu einem Ganzen. Ein Anspruch, der sich sowohl im Schloss als auch in seinen Inszenierungen widerspiegelt.
Ein Raum voller Gegensätze und Kontinuitäten
Der Venezianische Saal vereint unterschiedliche kulturelle Schichten: Kopien des 18. Jahrhunderts mit Szenen aus dem 17. Jahrhundert, angebracht von einem jüdischen Theaterregisseur in einem ehemaligen erzbischöflichen Palais – und später eine Inspiration für „The Sound of Music“.
Heute werfen Figuren wie Arlecchino, dargestellt mit dunklen Masken oder bemaltem Gesicht, neue Fragen auf. Was einst theatralische Selbstverständlichkeit war, fordert nun eine kritische Auseinandersetzung und erweitert somit die kulturellen, historischen und künstlerischen Werte, die in diesen historischen Mauern weiterleben.