Marmorsaal

Eine Decke der Kontinente

Schon lange bevor Salzburg Global hier zuhause war, stand der Marmorsaal für eine Vorstellung der Welt jenseits Europas.

Die Stuckfiguren an der Decke zeigen zum Beispiel Drachen und Elefanten, die für Asien stehen, Papageien und Affen für Afrika, Alligatoren und Lamas für Amerika sowie Pferde und Ochsen als Zeichen für Europa – ein Bild aus dem 18. Jahrhundert der „vier Ecken der Erde“.

Von den vier Elementen über die damals bekannten Kontinente bis hin zu Kunst und Alltagserfahrungen steht die Decke für menschliche Lebenserfahrungen.

Auch wenn das Weltbild aus heutiger Sicht unvollständig ist, zeigt die Decke, wie lange bereits Schloss Leopoldskron ein Ort ist, an dem verschiedene Welten aufeinandertreffen. 

 

Ein Raum voller Symbole und Spektakel

Jede Ecke der Decke im Marmorsaal erzählt ihre eigene Geschichte.

Im Zentrum hängt ein eindrucksvolles Deckenbild des Salzburger Künstlers Franz Anton Ebner: die mythologische „Heirat der Atalanta“.

In der Geschichte will die schnelle Atalanta nur den Mann heiraten, der sie im Rennen besiegen kann – bis Hippomenes mit Hilfe goldener Äpfel, die ihm von der Göttin Aphrodite geschenkt wurden, gewinnt.

Diese Erzählung von Liebe, Cleverness und göttlicher Fügung wird eingerahmt von Stuckfiguren, die die vier Kontinente, die vier Elemente, die vier Künste und die vier Lebensstationen darstellen. An den Seiten zeigen Gemälde von Andrea Rensi die Gründung des Schlosses und das Familienerbe des Fürsterzbischofs Firmian.

 

Eine Bühne der Widersprüche

Nachdem Max Reinhardt 1937 aus Österreich geflohen war, wurde das Schloss von der Gestapo beschlagnahmt – genau 20 Jahre nach dem Tag, an dem er es gekauft hatte.

Während der NS-Zeit diente der Marmorsaal als Ort für elitäre Zusammenkünfte, Propagandakonzerte und politische Empfänge. Obwohl er ursprünglich als prachtvoller Raum konzipiert und später wieder als Ort für Dialog genutzt wurde, spiegelt dieser Ort auch das dunkelste Kapitel Österreichs wider.

Dass ein solcher Saal sowohl für kulturelle Unterdrückung als auch später für Versöhnung nach dem Krieg genutzt werden konnte, erinnert eindrücklich daran, wie sich die Bedeutung von Orten im Laufe der Zeit wandelt. 

 

Von Zerstörung zu Versöhnung

Nur zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs trafen sich in diesem Raum Studierende, Überlebende, Veteran:innen und ehemalige Gegner:innen, um eine neue Zukunft zu träumen und zu planen.

Das Schloss, noch kurz zuvor von den Nazis genutzt, wurde so zum Ort der Heilung.

Die erste Sitzung von Salzburg Global legte den Grundstein für eine Idee: dass Dialog, selbst über tiefste Gräben hinweg, Frieden wiederherstellen kann. Mehr als 75 Jahre später prägt dieser Ansatz noch immer jedes Programm hier im Schloss.