Stichzimmer

Max Reinhardt: Regisseur, Visionär, Flüchtling

Max Reinhardt (1873–1943) war einer der bedeutendsten Theaterregisseure seiner Zeit: ein österreichisch-jüdischer Künstler, berühmt für seine großen und mitreißenden Inszenierungen. 1918 kaufte er das verfallene Schloss Leopoldskron und machte es zu einer Kulturstätte und gleichzeitig zu seinem Wohnsitz.

Als die Nationalsozialisten ihm 1937 anboten, ihre Propaganda zu unterstützen und dafür den Status eines „Ehrenariers“ zu erhalten, lehnte Reinhardt ab und floh. Ein Jahr später, genau 20 Jahre nach seinem Kauf, wurde das Schloss beschlagnahmt. Reinhardt kehrte nie zurück.

 

Eine Bühne der Träume neu erschaffen

Als Max Reinhardt 1918 Schloss Leopoldskron kaufte, war es stark verfallen. Er restaurierte den Marmorsaal und die Treppe, schuf neue Räume wie die Max-Reinhardt-Bibliothek und den Venezianischen Salon und gab seiner künstlerischen Kreativität in unzähligen Details Ausdruck.

Für Reinhardt wurde das Schloss zu einer lebendigen Inszenierung und zu einem Ort, an dem Kunst, Architektur und Fantasie zusammenkamen. In einem seiner letzten Briefe an seine Frau vor seinem Tod 1943 in New York schrieb er:

„Ich lebte achtzehn Jahre in Leopoldskron. Ich lebte wirklich, und ich erweckte es zum Leben. Ich war eins mit jedem Raum, jedem Tisch, jedem Stuhl, jeder Lampe und jedem Bild. Ich baute, gestaltete, dekorierte, pflanzte. Ich träumte sogar von dem Ort, wenn ich nicht dort war. Ich liebte ihn im Winter wie im Sommer, im Frühling wie im Herbst, allein wie in Gesellschaft. Ich liebte ihn stets auf eine besondere, festliche Weise und niemals als etwas Verständliches. Das waren die schönsten, lohnendsten und lebendigsten Jahre meines Lebens, und sie tragen deinen Namen.“

 

Eine Sammlung theatralischer Welten

Max Reinhardt füllte diesen Raum mit 69 seltenen Radierungen und Gemälden aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die jeweils Einblicke in die Theatertraditionen geben, die ihn inspirierten.

Szenen von Künstlern wie Ferdinando Galli da Bibiena und Jacques Callot zeigen barocke Gartentheater, maskierte Tänzer und Momente aus der Commedia dell’arte.

Diese lebendigen, teils satirischen Bilder prägten Reinhardts eigene Vorstellung von mitreißenden und emotional intensiven Inszenierungen, die bis heute Teil des österreichischen Kulturerbes sind.