Schichten aus Licht und Details
Mit seinen vergoldeten Spiegeln, bemalten Wandtafeln und dem weichen Licht gehört der Grüne Salon zu den prunkvollsten Räumen von Schloss Leopoldskron.
Max Reinhardt ließ ihn in den 1920er Jahren einrichten. Die handbemalten Wandtafeln orientieren sich an der französischen Rokoko-Tradition der „Chinoiserie“ – einer europäischen Fantasie des 18. Jahrhunderts, die von der Kunst und Kultur Ostasiens inspiriert war.
Auch wenn sie wie Theaterkulissen wirken, spiegeln die Räume ein jahrhundertelanges Interesse an fremden Kulturen, am globalen Handel und an den wandelnden Vorstellungen von Geschmack und Status in den 1920er-Jahren wider.
Kulturelle Wertschätzung oder Aneignung?
Der Chinoiserie-Stil in diesem Raum – einst ein Zeichen aristokratischer Weltläufigkeit – wirft auch heute noch Fragen auf.
Handelte es sich um Wertschätzung oder um Aneignung? Manche sehen Chinoiserie als koloniale Fantasie, die den „Osten“ vereinfacht und exotisch darstellt. Andere verstehen sie als frühes Beispiel für kulturellen Austausch und echte Bewunderung.
Reinhardt ließ sich dabei sowohl von der Rokoko-Kunstgeschichte als auch von den filmischen Strömungen seiner Zeit inspirieren. So verschwimmen bei seinem Entwurf die Grenzen zwischen Hommage und Illusion.
Kuan Yin: Symbol für Mitgefühl und Transformation
In diesem Raum stehen drei Statuen von Kuan Yin, der buddhistischen Göttin des Mitgefühls. Sie wirken still, aber präsent.
Ursprünglich männlich in der indischen Tradition, entwickelte sich Kuan Yin über die Jahrhunderte in Ostasien zu einer femininen Figur, wurde aber auch als asexuell oder androgyn dargestellt.
Heute gilt Kuan Yin vielen transgender- und nichtbinären Aktivist:innen als Symbol für Vielfalt jenseits fester Identitäten. Ihre Präsenz wurde 2013 während der Salzburg Global LGBT*-Session besonders gewürdigt und zu ihren Ehren auch ein Gedicht vorgetragen.
*LGBT: Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender; der Begriff wird hier inklusiv für sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentitäten, intersexuelle und nicht-binäre Personen verwendet.